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65. Frühere Dienste einiger Dörfer in der Stolpener Pflege.

Oftmals hört man in unseren Tagen die frühere Zeit als die „gute alte Zeit“ rühmen und preisen. In mancher Beziehung mag ja diese Bezeichnung ihre Berechtigung haben, in vielen Dingen aber durchaus nicht. Wer in den früheren Zeiten forscht, der wird so manches gewißlich nicht wiedersehen wollen. Und wenn man die sogenannte „gute alte Zeit“ etwas näher kennengelernt hat, dann wird man unsere Zeit nicht als die schlechteste bezeichnen können. Sehr schwer fielen den Bewohnern von Dörfern und Städten in jener Zeit die Frondienste, und mancher Ort hatte hierin viel zu leisten. So mußten z. B. die Bewohner des Dorfes Fischbach bei Stolpen in früheren Zeiten folgende Dienste verrichten:

24 Personen dieses Dorfes hatten allen Dünger auf den „Stolpnischen Feldern“ zu breiten, ferner jährlich einen Tag auf den Wilschdorfer Vorwerksfeldern Korn und Hafer zu binden, ebenso „2 Malter Feldes hinter Wilschdorf drei Jahre über Sommer den Hafer zu eggen“. 29 Mann mußten alles Küchen- und Brennholz mit abschlagen. Mit 13 Wagen war, so oft es gefordert wurde, Küchen- und Brennholz „im Hannelwalde“ zu fahren, ebenso waren 13 Wagen mit der nötigen Besatzung zu stellen, um die gefangenen Fische aus dem Lindichteiche und dem Fischbacher Teiche „in die Wilschdorfer und Altstädter Hälter“ zu bringen. Sodann waren von Fischbach 6 Wagen zu stellen, um den in „Zschuzwitz und Naundorf“ gewachsenen und geernteten Wein nach Schloß Stolpen zu bringen, ferner den aus der Wurzener Gegend auf der Elbe nach Pirna transportierten Hafer ebenfalls nach der Burg Stolpen zu fahren. Fand auf dem Schlosse Stolpen ein Hausbau statt, dann hatten die Fischbacher Bewohner, ebenso die zu Schmiedefeld, Seeligstadt und Wilschdorf, das nötige Bauholz, sowie Kalksteine und Ziegel herbeizuschaffen. Die Seeligstädter mußten außerdem noch das Gras und Grummet bei der kurfürstlichen Ziegelscheune „hauen, streuen, sammeln und einführen, solche Wiesen kehren, ebnen und Hügel erziehen“. Den Einwohnern zu Schmiedefeld lag noch folgendes ob: „Das Gras im Hanfgarten, unter dem alten großen Graben bis an das Stückicht nach dem Letzschteiche, müssen sie hauen, streuen, sammeln, schobern und einführen. In ihren Dorffluren helfen sie Hasen jagen, daneben wird ihnen von jedem gefangenen Hasen 1 Groschen gegeben.“ –

Vor allen Dingen hatten die Bewohner genannter Dörfer bei den kurfürstlichen Jagden zu fronen. Die Fischbacher mußten 2 Wagen mit den nötigen Mannen „auf den Künzelbaß, Karswald und Fischbacher Holz“ stellen. Sie erhielten keinerlei Vergütung, nur denen „so das Wildpret stachen, wurden für jedes Stück 2 Groschen gegeben“. Diese Jagddienste wurden von den

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)