Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 200.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
89. Das Postwesen zu Grossröhrsdorf um das Jahr 1850.

In höchst einfachen Verhältnissen befand sich um das Jahr 1850 das Postwesen zu Großröhrsdorf bei Pulsnitz. Im Jahre 1848 wurden noch alle Briefe, welche über Pulsnitz in Großröhrsdorf ein- und ausgingen, in den Körben zweier Botenfrauen hin- und herbefördert. Gleichzeitig besorgten natürlich diese Frauen auch alle anderen Aufträge, die ihnen gegeben wurden. Mit großer Freude wurde es begrüßt, als im Jahre 1848 ein Hundefuhrwerk gestellt ward, welches Packete, Zeitungen und Briefe zu besorgen hatte. Alltäglich verkehrte dieser Wagen zwischen Großröhrsdorf und Radeberg, und es bedeutete diese neue Einrichtung den ersten Fortschritt des Großröhrsdorfer Postverkehrs. Diese neue Einrichtung blieb fast 20 Jahre hindurch unverändert bestehen. Da ward im Jahre 1858 das Großröhrsdorfer Postwesen durch eine sogenannte Postexpedition vervollkommnet. Es wurde eine selbständige Ausgabestelle für Postsachen eingerichtet. Doch als Beförderungsmittel wurde der Hundewagen noch beibehalten.

Erst am 1. September 1867 wurde derselbe durch einen gar stattlichen Postwagen mit Postpferden verdrängt, der täglich zweimal nach Radeberg fuhr und auch Personen nach dem Radeberger Bahnhofe beförderte. Aber auch dieser vermochte zuweilen dem Bedürfnisse nicht vollständig zu entsprechen, und es mußte ihm noch ein Beiwagen zugegeben werden. Außerdem besorgte auch ein Fußbote täglich Briefe und Packete zwischen Großröhrsdorf und Radeberg. Als wenige Jahre darauf die Bahnlinie Radeberg–Großröhrsdorf–Kamenz eröffnet wurde, da erhielt auch das Großröhrsdorfer Postwesen einen gar bedeutenden Aufschwung, und es entstand ein Postamt unter Leitung eines Postverwalters. Im Jahre 1892 wurde dasselbe in ein Postamt II umgewandelt und unter die Verwaltung eines Postmeisters gegeben. –

90. Der „Bredt-Teich“ bei Kleinröhrsdorf.

Oberhalb Kleinröhrsdorfs zieht sich eine langgestreckte, vom Walde umsäumte Wiesenfläche hin, die man als die Wasserwiesen bezeichnet. Dieselben sind meist sumpfig und stehen wiederholt unter Wasser, besonders zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahre oder auch nach längerer Regenzeit und bei gewaltigen Gewittergüssen. Zum größten Teile gehören die Wiesen nach Kleinröhrsdorf. – Diese Wiesen bestehen bereits seit nunmehr länger als dreihundert Jahren. Sie waren in früheren Zeiten von einem sehr großen und tiefen Teiche bedeckt. Derselbe wurde von der Röder gespeist. Er reichte von der Obermühle in Kleinröhrsdorf bis nahe an die Großröhrsdorfer Grenze und war Staatseigentum. Ein kurfürstlicher Fischmeister, dessen Wohnhaus sich nahe am Teichständer befand, führte die Aufsicht

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)