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Im Kriegsjahre 1813 wurden die Bewohner Lichtenbergs wiederholt ausgeplündert und mußten in den umliegenden Wäldern Zuflucht nehmen. Doch die regsamen und fleißigen Bewohner hatten sich nach Jahren von den gehabten Verlusten wieder erholt, und heute zeigt der Ort einen gewissen Wohlstand seiner Bewohner.

Man trägt sich mit dem Gedanken, auf der Höhe des Eggersberges einen Aussichtsturm mit einer Unterkunftshalle zu errichten. Sicherlich würde die Ausführung dieses Planes manchen Wanderer in diese Gegend locken und zur Aufnahme Lichtenbergs in den allgemeinen Touristenverkehr wesentlich beitragen. Lichtenberg mit seinen umliegenden Höhen verdiente wahrlich solches!

92. Die alte Heidenstrasse.

Vor mehr als tausend Jahren bedeckte noch dichter Urwald die Umgegend der Städte Pulsnitz und Radeberg. Um die Zeit der Geburt Christi breitete sich über unser sächsisches Vaterland der Hercynische Wald aus. Derselbe erstreckte sich von der heutigen Schweiz weithin nach Norden. Er grenzte fast bis an die Ost- und Nordsee. Der bekannte Miriquidiwald, welcher damals das ganze Erzgebirge und auch die Bergwelt der Sächsischen Schweiz überzog, war nur ein kleiner Teil des Hercynischen Urwaldes. Dazu fanden sich hier und dort weitausgedehnte Torfmoore, wie solche noch gegenwärtig im großen Karswalde bei Arnsdorf und in der Masseney zwischen Seeligstadt und Großröhrsdorf vorhanden sind.

In diesen umfangreichen und fast undurchdringlichen Wäldern trat der Mensch damals nur ganz vereinzelt auf, und es sollte lange dauern, ehe dieser dichte Wald gelichtet wurde. An jene Zeit, in welcher der Mensch sich hier ansiedelte, erinnern uralte, gefällte Baumstämme von beträchtlicher Stärke und Länge. So fand man vor Jahren in Großröhrsdorf in ziemlicher Tiefe einen 2 m starken Baumstamm, bei dem das Mittelstück fehlte. – Auf den Torfwiesen bei Pulsnitz, zwischen dem Vierenwege und dem Kirchsteige, wurde im Jahre 1865 der Stock einer Tanne ausgehoben, der ¼ m tief unter dem Rasen stand und einen Durchmesser von 6 m hatte. Der Stamm fehlte leider. Der Riesenbaum war jedenfalls abgesägt oder abgeschlagen worden, da der Wurzelstock unverrückt geblieben war. Auch in Arnsdorf machte man 1862 einen ähnlichen Fund.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)