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107. Der Mönchssteig.

Südlich von Pulsnitz zieht sich von Südwesten nach Nordosten eine Linie hin. Selbige berührt den Königlichen Forst an der „Pulsnitzer Wiese“ und schlängelt sich vom Kirchsteige aus über den Vierenweg, der nach Großröhrsdorf führt. Man bezeichnet diese Linie, welche stellenweise als gangbarer Pfad noch vorhanden ist, als den „Mönchssteig“. Schon vor tausend Jahren kennt man denselben. Es war ein Fußweg, der später von Pulsnitz nach Großröhrsdorf führte. Ihn benützten nach Einführung des Christentums ganz wahrscheinlich Mönche oder Geistliche, die von Pulsnitz aus nach Großröhrsdorf gingen, um daselbst Seelensorge zu üben; denn vor dem Jahre 1200 hatte Großröhrsdorf noch keine eigene Kirche. Der an der jetzigen Kirche zu Großröhrsdorf vorüberführende Weg heißt heute noch der „Kirchsteig“ und soll aus jener Zeit seinen Namen haben. Auf ihm wären die Großröhrsdorfer in die Kirche nach Pulsnitz gegangen, und es habe der Kirchsteig im Mönchssteige seine Fortsetzung gefunden. Doch es kann der Kirchsteig ebensogut nach Lichtenberg geführt haben. Lichtenberg hatte das erste Gotteshaus in der Pulsnitzer Gegend. Die Sage erzählte ja, daß die Bewohner von Großröhrsdorf, so lange sie ohne ein eigenes Gotteshaus waren, auch in die Kirche nach Lichtenberg gegangen wären. – Am Mönchssteige soll nach der Sage einst ein Dorf gestanden haben, also zwischen Großröhrsdorf und Pulsnitz. Man nannte es nach dem uralten Pfade „Munchsdorf“, auch „Münchsdorf“, das bedeutet Mönchsdorf und soll heißen: Dorf am Mönchssteige. Dieser Ort wird zum ersten Male in einer Urkunde

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)