Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 237.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

jeden dieser Tage einen 100tägigen Ablaß. Der Bischof, welcher 1490 diesen Ablaß bestätigte, konfirmierte zugleich einen der Kapelle, durch 10 Mark jährlich, von der Kamenzer Schneiderinnung procurierten Zins. Im Jahre 1508 wurde dieser Kapelle die Wiese am Gehege bei Gölenau geschenkt. Mit bischöflicher Erlaubnis brach der Kamenzer Rat 1542 das baufällig gewordene Bethaus ab. Rücksichtlich auf den nach und nach verkauften Heiligen Berg, welcher ehedem Eigentum der Kirche zu Gersdorf gewesen sein soll, bezieht dieselbe gegenwärtig (1840) noch einen kleinen Erbzins.“

Die Genesung der Kranken und Behexten schrieb man der „Heiligen Walpurgis“ zu. Wer von irgend einem Uebel befreit werden wollte, dem konnte nur eine Wallfahrt nach dem Heiligen Berge Hilfe bringen.

Auf diesem Berge wurde zu Zeiten auch ein mächtiges Feuer angezündet. Man steckte Reißigbündel in Brand und beabsichtigte, dadurch allerlei Geister, Gespenster und Hexen zu vertreiben. Noch heutigen Tages ist dieser Aberglaube nicht ganz erloschen, wie die Gebräuche während der Walpurgisnacht, der Nacht vom 30. April zum 1. Mai, in den verschiedensten Gegenden unseres Vaterlandes noch beweisen. Das Feuer auf dem Berge zur Walpurgisnacht schützte nach dem Volksglauben das Vieh gegen das Behexen. –

So stand der Heilige Berg bei Bischheim Jahrhunderte hindurch in der weitesten Umgegend in hohen Ehren. Endlich schuf das Licht des Evangeliums auch hierin Wandel. Nach der Reformation wurden der Wallfahrer alljährlich weniger, und zuletzt blieben sie ganz aus. Die Wallfahrtskapelle auf dem Heiligen Berge bei Bischheim vereinsamte ganz und verfiel sogar mit der Zeit. Heute kann man mit Sicherheit nicht einmal ihren ehemaligen Standort angeben. Nur der Name des Berges erinnert noch an die Vergangenheit. –

Wie die Sage berichtet, sollen noch heute vom Heiligen Berge aus unterirdische Gänge nach dem Pfarrhause in Gersdorf führen, die allerdings zum Teil verfallen wären. Mit diesen Gängen soll auch die Mönchsmauer in Verbindung gestanden haben. (Vgl. „Die Mönchsmauer!“)

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)