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118. Das Feuerhaus in Kamenz.

Im Jahre 1842, in der Nacht vom 4. zum 5. August, wurde die Stadt Kamenz von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht, der fast die ganze Stadt zum Opfer fiel. In wenigen Stunden glich Kamenz einem rauchenden Trümmerhaufen. Ueber 500 Gebäude, darunter das Rathaus, die Schule, die Kirchen, das Posthaus, wurden ein Raub der Flammen. 3000 Menschen waren obdachlos geworden. Groß waren der Jammer und das Elend! Unter den wenigen Gebäuden der Stadt, welche von dem verheerenden Feuer verschont worden waren, befand sich auch ein Haus an der westlichen oberen Ecke der Oberangergasse. Zur Erinnerung wurde über dem schönen „Renaissance-Portale“ eine bildliche Darstellung jenes schrecklichen Stadtbrandes angebracht. Man erblickt die vom Schicksale heimgesuchte Stadt in Flammen. Seit jener Zeit nennt man dieses Haus das Feuerhaus. – Es ist dasselbe aber auch in anderer Beziehung noch geschichtlich denkwürdig. Im Jahre 1707 gehörte dieses Gebäude dem „Leibmedikus“ August des Starken, Dr. Haberkorn. Als die Stadt im genannten Jahre ebenfalls von einem Brande heimgesucht wurde, verlor Dr. Haberkorn seine kostbare Bibliothek.


119. Der „Goldene Hirsch“ in Kamenz.

Das interessanteste und sehenswerteste Gebäude an der Südostseite des Marktplatzes in Kamenz ist das altehrwürdige Gasthaus „zum Goldnen Hirsch.“ Eine über dem Eingange befindliche Inschrift lautet:

Mich schützt des Höchsten Recht und Gottes Gnadenhand,
zum goldnen Hirsch werd’ ich genannt.
 A. P. 1732.

Beim großen Stadtbrande 1842 blieb dieses Gebäude wie durch ein Wunder verschont, worauf eine zweite Inschrift den Wanderer hinweist. Dieselbe lautet:

Gott schützte mit allmächtger Hand
Dies Haus beim letzten großen Brand,
 4.–5. Aug. 1842.

An dieses Gasthaus knüpfen sich so manche geschichtliche Erinnerungen. Im Jahre 1621, vom 10. bis 16. Juli, wohnte hier während des „Kamenzer Landtages“ der Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen. Ueber dem Eingangstore befindet sich das „Kurfürstenzimmer.“

Als Ferdinand II., ein Verwandter des Matthias, von den böhmischen Ständen nicht als König anerkannt wurde, zeigte sich demselben, wie Mähren und Schlesien, zuletzt auch die Lausitz abgeneigt und stimmte einer auf den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz fallenden Wahl bei. Indessen gelangte Ferdinand II. doch noch zur Kaiserkrone. Von ihm wurde

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)