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etwa späterhin als Holzdieb bestraft zu werden. Das graubärtige Männlein half gar fleißig mit aufladen, und bald war der Wagen gefüllt. Ein Stein war dem Bauer nun vom Herzen gefallen. Erleichtert atmete er auf, nahm wieder Platz mit seinem Retter auf dem beladenen Wagen und trieb die Pferde zur Eile an, um nicht gar zu spät in Gräfenhain einzutreffen. Die bedauernswerten Pferde mußten freilich tüchtig ziehen, doch die Höhe des Berges war ja erreicht, und nun ging es abwärts. – Als der Bauer unten am anderen Ende des Berges angekommen war, stieg das Männchen vom Wagen ab. Es nahm Abschied von dem Bauer, dankte ihm für die Liebenswürdigkeit und schlug darauf einen seitwärts abbiegenden Waldweg ein. Nun war der Fuhrmann wieder allein. Noch ein Weg von einem halben Stündchen lag vor ihm, ein Weg, der fast immer auf der

Neukirch um 1830.

Ebene hinführte. Wie er eine kleine Strecke gefahren war, bemerkte er, daß die Pferde kaum noch den Wagen fortzubringen vermochten, und doch war das Schleifzeug gelöst. Da er glaubte, die Pferde wären von den gehabten Anstrengungen des Tages zu sehr ermüdet, warf er eine Anzahl Scheite vom Wagen herab, um die Last zu erleichtern. Die Pferde zogen von neuem an. Doch weit kamen sie nicht. Der Wagen war nicht mehr von der Stelle zu bringen. Der Bauer sah zu seinem größten Verdruß sich genötigt, noch einmal eine Anzahl Scheite abzuwerfen. Die Pferde brachten den Wagen nun wieder ein Stück weiter, bis sie von neuem keuchten und schnaubten und endlich stehen blieben. Der Wagen war bis an die Achsen eingesunken und nicht mehr von der Stelle zu bringen. Da ging dem Bauersmann doch die Geduld aus, und in vollem Aerger warf er sämtliche Scheite vom Wagen herab, mochte daheim die Frau auch schelten, er hatte nicht Lust, noch länger in der rabenfinsteren Nacht sich herumzutreiben, obwohl er schon die Lichter von Gräfenhain leuchten sah. So kam der Fuhrmann mit

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)