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zu schlagende. Das milderte das Urteil des Königlichen Richters. Aber ganz ohne Strafe konnten die Aufständischen nicht bleiben. Sie hätten sich sollen an den König mit Klagen gegen die Ritter wenden. Das hatten sie aber nicht getan, sondern sie hatten selbst sich Hilfe zu verschaffen gesucht. Darum setzte der König den Rat der Stadt ab und entzog der Bürgerschaft die Freiheit der Ratswahl. Doch nach einigen Jahren erhielten die Kamenzer, da sie sich reumütig zeigten, diese Freiheit vom König wieder zurück. Den Burgherren wurde aber befohlen, das Burglehn an die Stadt zu verkaufen und das betreffende Schloßtor, durch welches die Burg mit dem Burglehn und der Stadt in Verbindung stand, zu vermauern. Die Kosten der Stadt Kamenz wurden auf 300 Schock und 20 Schock Groschen festgesetzt. Eine dieser „Groschen-Portionen“ ist wahrscheinlich in die Kgl. Sportelkasse geflossen, und die andere den Burgherren als Entschädigung geworden. – So erhielt die Stadt einen bedeutenden Besitzzuwachs, der noch durch Ankauf von Feld, Wiese und Waldung sich jährlich vermehrte. Trotz mancherlei Drangsale bei Krieg, Brand, Krankheit und Hungersnot hatte der Wohlstand der Bürger sich sichtlich gehoben. Die eingeführte Wollweberei vermehrte die Gewerbe, und die Brauerei blühte, so daß die Bürger in guten Verhältnissen lebten und zu den begütertsten im Lande gehörten.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)