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132. Das Steinkreuz am Elstraer Wege bei Kamenz.

Als Kamenz noch von einer[WS 1] Ringmauer umgeben war, führten durch dieselbe einige Tore, deren Namen noch heute erhalten sind. So nennt man die Stelle der Stadt, da dasjenige Tor sich befand, durch welches die Straße nach Budußin oder Bautzen führte, jetzt noch das Budißiner Tor. Von hier aus bringt den Wanderer ein Weg auch nach dem hübschen Landstädtchen Elstra. An diesem Wege steht unfern von der Schwarzen Elster ein meterhohes Steinkreuz. Auf demselben ist eine Armbrust eingehauen. Dieses Kreuz erinnert an einen Unfall. Vor dem Jahre 1658 hielten die Bogenschützen von Kamenz in dieser Gegend ihre Uebungen ab. Da geschah es einst, daß ein Bogenschütze aus Unvorsichtigkeit an dieser Stelle, da jenes Steinkreuz steht, erschossen wurde. Zur Sühne habe der unglückliche Schütze den Stein als Sühnekreuz errichten lassen.


133. Kamenz unter dem Burggrafen Burghardt von Kamenz.

Ein Wohltäter der Stadt Kamenz war der edle Burggraf Burghardt von Kamenz. Unter seiner Regierung entwickelte sich die Stadt ganz wesentlich. Sein Vater war der Burggraf Bernhardt von Kamenz, der sich ebenfalls sehr verdient um die Stadt gemacht hatte. Kamenz war damals nur ein Marktflecken, der sich aber unter der Herrschaft Bernhardts bedeutend vergrößerte. Als Burggraf Bernhardt von Kamenz starb, gründete seine hinterlassene Witwe Manilia in der Vorstadt Kamenz 1249 für 16 Jungfrauen im Cisterzienserkloster, dessen erste Aebtissin Elisabeth v. Crostwitz gewesen sein soll. Burggraf Bernhardt hinterließ noch 3 Söhne und 2 Töchter. Der Stammbaum derer von Kamenz zählte bereits mehrere Seitenzweige, die sich nach ihren Besitzungen v. Pulsnitz, v. Ponikau, v. Canitz nannten. Zwei Söhne des verstorbenen Burggrafen Bernhardt, und zwar der älteste und der jüngste, widmeten sich dem geistlichen Stande. Der zweite Sohn, mit Namen Burghardt, folgte dem Vater in der Regierung und wurde Burggraf von Kamenz. In ihm schlug ein edles Herz. Er war bestrebt, der Stadt Kamenz nur Gutes und Liebes zu erweisen, und hierzu bot sich ihm auch viel Gelegenheit. Unter seiner Regierung wurde der Ort schwer heimgesucht. Am 2. Juli 1255 brach eine furchtbare Feuersbrunst aus, durch welche Kamenz vollständig in Asche gelegt wurde. Mehrere Menschen waren in den verheerenden Flammen umgekommen, dazu viel Vieh und alles Hausgeräte. Auch sämtliche Vorräte für Menschen und Tiere hatten die Flammen verzehrt. Das Elend war grenzenlos. Die meisten Bürger waren an den Bettelstab gekommen. Da sollten aber die schwergeprüften Kamenzer in dem edlen Burggrafen Burghardt einen wahren väterlichen Freund, einen Tröster, Helfer und Retter finden, einen treusorgenden Herrn und Gebieter haben. Burggraf Burghardt gab seiner Residenz viele Beweise väterlicher Fürsorge. Er suchte mit allen Kräften

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: eineer
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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)