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werden. So nahm jährlich die Einwohnerzahl zu, und die Stadt erweiterte sich. Die Bürger kamen bald zu einem gewissen Wohlstande.

Als des Burggrafen jüngster Bruder, Bernhardt von Kamenz, der am 11. Oktober 1299 als Bischof v. Meißen starb (nach anderen, z. B. Dr. Gräße, am 12. Okt. 1321), das Kloster Marienstern gestiftet hatte, bezogen 16 Nonnen des Cisterzienserklosters zu Kamenz am 15. Juni 1284 das neue Kloster Marienstern. Das von diesen verlassene Cisterzienserkloster in Kamenz wurde nun vom Burggrafen Burghardt unter Mithilfe seines geistlichen Bruders Bernhardt in ein Hospital umgewandelt, das von großem Segen werden sollte. So war Kamenz um das Jahr 1300 eine musterhafte Stadt mit vortrefflichen Einrichtungen, und das war die Stadt geworden durch die Umsicht und den Gemeinsinn des ritterlichen Burggrafen Burghardt, der den meisten seiner Zeitgenossen ein edles Vorbild war. Als Burggraf Burghardt von Kamenz starb, trauerte die ganze Stadt um ihn, und diese Trauer war eine aufrichtige; denn der Entschlafene hatte Freud und Leid jederzeit mit den Bürgern geteilt. Seiner haben die treuen und dankbaren Kamenzer nie vergessen. So hatte der Burggraf Burghardt den Grund zu dem Ansehen gelegt, das Kamenz nach wenig Jahren dazu verhalf, in den Sechsstädtebund aufgenommen zu werden.


134. Der Heilige See bei Deutschbaselitz.

Wenige Minuten nördlich von Deutschbaselitz bei Kamenz liegt ein seeartiger Teich, der große Teich, auch Großteich genannt. Derselbe hat einen Flächeninhalt von ungefähr 100 Hektar und einen Umfang von 5 Kilometer. Zungenförmig greift dieser Teich heran bis an das Dorf. Im Süden und Osten wird er vom Walde umrahmt, nach Norden und Westen hin breiten Wiesen und Felder sich aus, durch welche am Westufer des Teiches entlang der Fahrweg von Deutschbaselitz nach Milstrich führt. Im großen Teiche liegen, dem Westufer nahe, zwei flache Inseln, zu denen hinüber auf Kähnen man gelangen kann. Auf einer dieser Inseln steht ein schmucker Obelisk zur Erinnerung an die edle Frau Sarah von Zeschwitz, geb. Forster, die einstige Herrin des Rittergutes zu Deutschbaselitz. – Eine Wanderung um den Großteich ist hochinteressant. Der Blick auf die breite, waldumsäumte Wasserfläche ist höchst anziehend. Vielfach strecken am Ufer mächtige Eichen ihre knorrigen Arme empor und verleihen dem landschaftlichen Charakter ein ganz besonderes Gepräge. Dem Botaniker bieten die Ufer eine reiche Auswahl von Sumpf- und Wasserpflanzen. Auf sumpfigen Gebieten ist in Fülle die schöne Erica tetralix anzutreffen. – Der Großteich ist besonders fischreich und lockt, wenn er gefischt wird, aus weitester Umgegend Zuschauer und Neugierige herbei. Dann umstehen Hunderte das Ufer und schauen den vielen Fischern zu. Solch Wallfahren nach diesem Teiche

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)