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„Dem gründlichen Erforscher dieser Gegend,
Friedrich Märkel, Kantor in Wehlen,
in seinem Sterbejahre 1860.“

Wehlen zählt gegen 1900 Einwohner. Die meisten von ihnen beschäftigen sich, wie schon früher, mit Steinbrecherei, Schiffahrt, Schuhmacherei und Weberei. In der Umgegend werden Hopfenbau und Weinbau getrieben. Fremde wählen den lieblichen Ort gern zum Sommeraufenthalt und fühlen sich in der herrlichen Luft und unter den biederen und schlichten Bewohnern desselben sehr wohl. Ein besonderer Schmuck des trauten Städtchens ist die alte Burg Wehlen, deren Trümmer über die Stadt emporragen. Die Burg Wehlen verfiel schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie war einst der Lieblingssitz des Markgrafen Heinrich, mit dem Beinamen der Erlauchte. Die Burgreste sind nicht mehr bedeutend, doch ist der Besuch derselben immerhin ein recht lohnender; denn vom höchsten Teile der Ruine aus hat man eine herrliche Aussicht. Am Fuße des Burgberges liegt das liebe Städtchen, ihm gegenüber das Dörfchen Pötzscha. Zwischen beiden Orten strömt die Elbe dahin. Links von Pötzscha grüßen die Rabensteine und die Bärensteine herüber, aus weiterer Entfernung der Lilienstein, der Königstein und die Höhen des östlichen Erzgebirges. Kommst du, lieber Leser, einmal nach dem Städtchen Wehlen, dann versäume nicht, der alten Burg einen Besuch abzustatten. Vergiß aber auch nicht, an den Schreckenstag Wehlens zu denken und beherzige wohl, daß auch da zuweilen das Unglück mahnt, wo die Natur alle ihre Reize ausgebreitet hat.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_322.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)