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aufgenommenen Rettungsarbeiten. Von allen Seiten her nahte jetzt die tätigste Hilfe; aus den Nachbargemeinden eilten viele Retter herbei. Die Gräben wurden breiter und tiefer gezogen, um dem sich immer weiter vorwärtsdrängenden Moos- und Heidebrande rechtzeitig vorzubeugen. Das geschah oft nicht ohne die größte Lebensgefahr, doch niemand scheute zurück. Es schien fast, als sei das Feuer über die tätigen Retter erzürnt; denn es übersprang oft wie zum Hohne die gezogenen Gräben, um drüben dann das begonnene Zerstörungswerk fortzusetzen. Die Rettenden mußten wiederholt dem Feuer einen großen Vorsprung abgewinnen, um dann von neuem Gräben zu ziehen und Erdwälle aufzuwerfen. Von Stunde zu Stunde mehrte sich die Zahl der Retter. Militär kam an. Aus Tharandt eilten die Studenten der Forstakademie herbei und traten freudig in die Reihen der Arbeiter. Die Rettungsarbeiten wurden von dem Kgl. Forstmeister und von den aus Dresden und Tharandt angekommenen Forstbeamten geleitet. Und endlich sollte das wütende Feuer gezähmt und bezwungen werden. Am 3. September erlosch der furchtbare Waldbrand. Nun ließ sich auch der entstandene Schaden schätzen. Auf sächsischer Seite war derselbe am größten. Hier hatten die Flammen besonders junge und kräftige Kulturen zerstört, während auf böhmischer Seite mehr der Hochwald gelitten hatte. Die verkohlten und astlosen Bäume boten einen traurigen Anblick. Die Brandstätte erinnerte noch nach Jahren den Wanderer an den großen Waldbrand. Doch jene einst verwüsteten Waldflächen sind längst wieder bepflanzt worden. Kräftiger, junger Wald spendet dem Wanderer wieder wie vordem kühlenden Schatten. Die unzugänglichen Felsengrate und die Felsenwände und Schluchten sind von neuem Anfluge auch wieder überzogen worden.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)