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Laußnitz und war ungefähr eine Quadratmeile groß. Sie erstreckte sich von Laußnitz bis an das alte R bei Großdittmannsdorf und von der Sandfurtbrücke bei Lomnitz bis an die alte Straße unterhalb des Walperberges bei Laußnitz. – Wer die Wanderungen im einsamen Forste liebt, dem ist hier eine gute Gelegenheit dazu geboten. Großen Wechsel bietet die herrliche Waldlandschaft. Der östliche Teil der Laußnitzer Heide ist mehr Ebene und Sumpfland. Hier liegt eine ganze Pflanzenwelt aus vergangenen Jahrtausenden begraben, deren Ueberreste die reichen Torf- und Moorlager sind, die für die Moorbäder in Augustusbad das Material in ganz vorzüglicher Güte liefern. – Der westliche Teil der Laußnitzer Heide, der Teil jenseits der Eisenbahnlinie und der Landstraße, ist mehr Hügelland. Es liegen hier einzelne Erhebungen gegen 70 m höher als der östliche Teil der Heide. Solche Höhen sind die Buchberge, die Mittelberge und die Walperberge. – Eine Wanderung durch die Laußnitzer Heide von Ottendorf-Okrilla aus ist für den Naturfreund eine Erquickung; denn auch die einsame, stille Heide hat ihre großen Schönheiten, die wieder und immer wieder fesseln. Auf der 7 km langen Landstraße bis zu dem schmucken Heidedorfe Laußnitz treffen wir nicht eine menschliche Wohnung an. Wir sind hier mit der herrlichen Natur und dem rauschenden Wald ganz allein. Das Tier- und Pflanzenleben ist ein gar mannigfaltiges und bietet reiche Abwechslung dar. Immer ist eine solche Wanderung durch diese große Heide anziehend und zwar zu jeder Jahreszeit. –

An die Laußnitzer Heide knüpfen sich auch verschiedene geschichtliche Erinnerungen. Im Dorfe Laußnitz steht heute noch ein Schloß, das im Jahre 1607 vom Herzoge Johann Georg erbaut wurde. – Ehemals gehörte die Laußnitzer Heide dem Ritter Otto von Pflugk auf Strehla. Derselbe verkaufte aber diesen Wald nebst einigen Dörfern im Jahre 1564 um 16 000 Meißnische Gulden an den damaligen Kurfürst Vater August. Seitdem ist dieser Wald staatlicher Forst. – Die Laußnitzer Heide hegte in früheren Zeiten viel Wild, darunter auch Raubwild. Im Jahre 1740 wurde hier der letzte Wolf von dem Grenzschützen Schwarz aus Großnaundorf geschossen. Daran erinnert ein aus Pirnaer Sandstein gefertigtes Denkmal, das da steht, wo das Laußnitzer und Okrillaer Revier an der Königsbrücker Straße zusammenstoßen. Dieses Denkmal stellt einen Wolf dar. Nach der Sage soll hier der Kurfürst August III. im Jahre 1740 von einem großen Wolfe angefallen worden sein. Der Landesfürst sei dadurch in die größte Lebensgefahr gekommen. Noch im rechten Augenblick habe ein sicherer Schütze, eben der genannte Grenzschütze Schwarz, den grimmen Wolf durch einen wohlgezielten Schuß erlegt. –

Ganz besonders wurde früher in der Laußnitzer Heide das Hochwild und Schwarzwild gehegt. Die Laußnitzer Forstbeamten erhielten den Titel „Wildmeister.“ Damit das zahlreiche Wild nicht zu großen Schaden auf den angrenzenden Fluren anrichte, wurden damals von den betreffenden Grundbesitzern, deren Feldgrundstücke an den umfangreichen Wald grenzten, mit Mauern und Wildzäunen umgeben. Heute sind diese Mauern und Wildzäune meist verschwunden, nur in Kleinokrilla ist ein Stück der alten Wildmauer erhalten und zwar unter dem Namen „Becks Mauer“. In Gräfenhain sieht man aber noch ganze Gärten und Felder, die mit losen Feldsteinen mauerartig umgeben sind. – Auf hohen Befehl wurde später das Hochwild zum größten Teil abgeschossen. Das Schwarzwild wurde meist eingefangen und im Tiergarten zu Moritzburg untergebracht. –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_362.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)