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170. Der Mordstein in der Taucherkirche zu Bautzen.

In der Nähe der neuen Kaserne Bautzens befindet sich der Taucherkirchhof. An der Südseite desselben steht die altehrwürdige Begräbniskapelle, die Taucherkirche, um welche die Sage schwebt. – Unter dem Chor der Taucherkirche sieht man an der Ostecke einen denkwürdigen Stein, der eine Art Säule und Pfeiler bildet. Die alten Leute bezeichnen diese Säule als den Mordstein. Derselbe ist der Teil einer Mordsäule, die ursprünglich auf der Töpfer Gasse in Bautzen stand und daselbst im Jahre 1404 errichtet worden war. – Christian Heckel erzählt hierüber folgendes:

Alte Marien- und Marthenkirche an der Steinstraße vor dem Abbruch.

Anno 1404 hat sich in Budißin ein erschrecklicher Mord zugetragen: Ein frommer, ehrlicher und verständiger Mann, so Bürgermeister zu Bischoffswerda gewesen, und Martin Bischoffswerder genennet worden, begiebet sich um verhoffentlichen Friedes, Schutzes und Sicherheit willen (weil er bei etlichen von Adel großen Haß vermercket) gen Budißin. Als er nun eines Tages neben 2. seinen Söhnen von dar nach Görlitz reiten wollen, wird er beym Königs-Teiche von seinen Feinden unversehens angerennet, und neben dem einen Sohn alsbald totgeschlagen, der andere sein Sohn aber so verwundet, daß er im Rückreiten nach Budißin auff der Broditzer- oder Töpffer-Gasse vom Pferde auff die Erde fället und auch todt bleibet. –

Weil man nun in der Stadt alsobald nicht berichtet werden können, wie, wo und durch wen solcher Mord geschehen? wird der andere Bruder

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_396.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)