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221. Die Burg Rohnau bei Hirschfelde.

Nicht weit von Hirschfelde liegt im romantischen Neißetale das traute Dörfchen Rohnau. Es schmiegt sich dasselbe an einen Felsen, der auf seiner Höhe die Trümmer einer alten Raubburg trägt, Rohnau genannt. Die ehemaligen Bewohner derselben waren weithin gefürchtete Raubritter, die von ihrer Feste aus das Neißetal überschauen konnten. Den Kaufleuten lauerten sie auf, nahmen diese gefangen, warfen sie in das Burgverließ. Nur gegen ein hohes Lösegeld gaben die Ritter dem Gefangenen die Freiheit wieder. Im anderen Falle mußte derselbe im Burgverließ elendiglich verhungern.

Ruine des Raubschlosses Rohnau.

Die Klagen wider die Raubritter von Rohnau häuften sich derart, daß der König von Böhmen, dem einst jener Landesteil gehörte, die Städte Görlitz und Zittau beauftragte, Burg Rohnau zu stürmen und deren Bewohner zu Gefangenen zu machen. Das war keine leichte Aufgabe. Die Burg Rohnau hatte gar feste Mauern und war nur von der Dorfseite aus unmittelbar zugängig. Dieser Zugang wurde aber von der Burgbesatzung hartnäckig verteidigt. Besonders ein Ritter machte durch seine Tapferkeit die Eroberung der Burg geradezu unmöglich, so daß die Belagerung von seiten der verbündeten Städte Monate hindurch sich ausdehnte. Endlich sollte die feste Burg Rohnau aber doch fallen. Ein guter Schütze der Belagerer beobachtete, wie der tapfere Ritter der Burg Rohnau unweit eines Fensters sich den Harnisch anlegte. Diesen Augenblick benutzte jener Scharfschütze, zielte und – traf. Der Ritter war schwer verletzt und gab

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_505.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)