Seite:Was für eine Bewandtniß es mit der sogenannten Religion der Deutsch-Katholischen und freien Gemeinden habe.pdf/4

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Bauchgott gemacht, was braucht man sich da noch zu geniren (scheniren) oder gar zu fürchten? Will er sich ja einmal mucksen, der von Menschen aus Gnaden geschaffene und provisorisch angestellte Gott, so macht man’s ihm, wie die alten Mexikaner ihrem Vitzliputzli, und schmeißt ihn zum Herzen hinaus. Hat man einmal Gottes Wort für null und nichtig erklärt, so hat man ja kein zweischneidig Schwert mehr zu fürchten, das Mark und Bein durchbohrt, keinen Gewissenswecker und keinen Freudenstörer mehr. Gibt’s keinen Himmel und keine Hölle mehr, wohl her denn, laßt uns essen, trinken und wohlleben, so lange etwas da ist; heute roth, morgen todt, und todt ist todt. – Regt sich das Gewissen, nun so geht man in gute Gesellschaft, zu fidelen Brüdern, trinkt, lärmt und schreit über Gott und die Fürsten und Pfaffen, daß die Biergläser davor erschrecken, und die Grillen – denn das ist bei solchen Leuten das Gewissen – sind weg. Was Christen für Sünde halten, ist ihnen bloß menschliche Schwachheit. Wenn Christen von Sündenstrafen reden, so nennen sie das Pfaffengeschwätz; von Gericht und Verdammnis, so kommen sie darüber gewaltig in Zorn, und heißen das dummen Aberglauben. Kurz, es ist in dieser Religion für zwei Dinge trefflich gesorgt, einmal daß der Kopf nicht angestrengt wird, und dann, daß der Bauch fein lustig bleibt.

 Aber nicht bloß lustige Lehren, sondern auch lustige Ceremonien gibt es bei dieser Religion, deren eine hauptsächlich das den ersten Christen auf weltliche Weise nachgeäffte Liebesmahl (Agape) ist. Ein solches fand ohnlängst in Erlangen Statt, bestand aus Suppe, Rindfleisch, Schweinebraten, Bier und Punsch, währte bis Morgens 1 Uhr, und vier Musikanten spielten dazu. Ist das nicht lustig? Muß da nicht Herz und Bauch frohlocken, wenn besonders der Wirth die Zeche lange borgt?

 Da wäre es denn ein wahres Wunder, wenn eine solche Religion nicht Vielen überaus willkommen wäre, und man ihr nicht haufenweise zuliefe, da in ihr ja Alles so ganz auf die Dummheit und auf Lebenslust berechnet ist. Wer daher von Jugend auf wenig oder gar nichts im Christenthum gelernt hat, in Bibel und Katechismus sein Lebenlang ein Fremdling geblieben ist, im älterlichen Hause mehr fluchen als beten gehört hat, in die Kirche wie ein Taubstummer gelaufen ist oder sie ärger als ein Pesthaus geflohen, sonach am Glauben Schiffbruch gelitten hat; wer nur einmal etwas von Vernunft hat schwätzen hören, z. B. daß der Mensch sie über das Wort Gottes setzen müsse, daß Jedem seine Vernunft Alles sage, was er zu wissen brauche, um ein vollkommener Mensch zu werden; wer in sich einen Funken sogenannten Witzes, über alles Heilige und Göttliche zu spotten, verspürt und sich deßhalb für einen blitzgescheidten Kerl hält; wer irgend ein Brandmal in seinem