Seite:Was für eine Bewandtniß es mit der sogenannten Religion der Deutsch-Katholischen und freien Gemeinden habe.pdf/5

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Gewissen hat, weil ihn seine „menschliche Schwachheit“ es einmal zu einem Ehebruch, Diebstahl, Betrug, Meineid u. dgl. verleitet hat; wer Ehre und Reputation bei Christenleuten verloren; wer Schulden hat und nicht zahlen kann, Hunger hat und ihn nicht zu stillen vermag, Durst fühlt und den Beutel umsonst durchstöbert, mit einem Worte, wer in allerlei Ständen zum Crethi und Plethi gehört, der hat zu dieser Religion einen so natürlichen und unwiderstehlichen Hang, wie die Katze zum Mausen und der Hund zum Bellen und der Floh zum Blutsaugen und der Igel zum Stechen und Stinken. Als daher ohnlängst ein Paar deutsch-katholische Prediger mit ganz absonderlichen Namen in das Städtchen W–g kamen, da hättet ihr die Leute sollen laufen sehen und reden hören! Jung und Alt strömte ihnen zu. Männer, an denen Niemand zuvor ein Uebermaß an Vernunft und Verstand wahrgenommen hatte, riefen in stolzem Selbstgefühle aus: „Ja, das ist die wahre Religion; was diese Herren lehren, das haben mir meine Vernunft und mein Herz schon längst gesagt.“ O du goldenes Licht der Vernunft! o du süße, liebliche Stimme des Herzens! Da gab’s Bravos von Buben und Männern, Lumpen und Schlacken, daß es eine grausame Freude war.

 Ja wohl, eine grausame Freude! Denn es ist die Freude über eine Religion,

 die für’s Dritte eine durchaus grund- und bodenlose und darum lügenhafte ist. Eine Religion, die Grund und Boden und also Wahrheit haben soll, muß auf Etwas ganz Anderem beruhen, als worauf die Religion der Deutschkatholischen und freien Gemeinden beruht, nämlich auf Gottes geoffenbartem, ewigem, allein wahrhaftigem und darum unwiderleglichem Worte. Was man glauben soll, um selig zu werden, das kann man nicht aus der durch die Sünde verfinsterten Vernunft saugen, wie etwa das Kind die Milch aus der Mutterbrust, und nicht aus seinem durch die Sünde verderbten Herzen schöpfen, wie man etwa Wasser aus dem Brunnen schöpft. Wer nicht aus Gottes Wort den Weg zur Seligkeit findet, der findet ihn nun und nimmermehr. Ein Glaube, der nicht aus Gottes klarem und untrüglichem Worte geschöpft ist, ist und bleibt ein eitles Hirngespinnst, ein dummer Wahn und verführerischer Irrwisch. Das lehrt die Geschichte aller Zeiten. Seifenblasen, Luftschlösser, Spinnengewebe, und sonst nichts, sind alle Glaubensgebäude, die nur die Vernunft ausheckt und das Herz zu Tage fördert. Nichts, als eine Selbsttäuschung ist daher die Religion der Deutsch Katholischen und freien Gemeinden. Denn sie ist nicht aus Gottes Wort, sondern wider Gottes Wort; ist nur ein Menschen-Gemächte und Gemengsel, ein grundloses Geschwätz und lügenhaftes Gefasel. Sie hält aber auch