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wahren und die Grammatik und das Wörterbuch vervollständigen und verbessern sollte.

Im August 1887 tagte in München ein internationaler Volapükisten-Congress und von diesem Congress wurde solch eine Gesellschaft gegründet unter dem Namen „Internationale Weltsprache-Akademie“. Zum Director wurde Prof. Kerckhoffs in Paris ernannt und zu Mitgliedern wurden 17 Personen aus 12 verschiedenen Ländern gewählt.

Die ersten 2 Jahre hat die Akademie recht eifrig gearbeitet; hauptsächlich waren es grammatikalische Fragen, die sie erörterte. Es wurden Vereinfachungen eingeführt, grösstenteils in dem Sinne, wie Prof. Kerckhoffs sie schon früher vorgeschlagen hatte. – Die Verhandlungen konnten natürlich nur schriftlich geführt werden, da die Mitglieder in vier Weltteilen zerstreut waren. Das geschah folgendermassen: Der Director liess in seinem Journal die Fragen drucken, die er den Mitgliedern vorzulegen hatte; die Mitglieder gaben die Abstimmungen brieflich und das Resultat der Abstimmungen bildeten die Beschlüsse der Akademie, welche dann in demselben Blatt veröffentlicht wurden.

Zwei Jahre später, im August 1889, tagte schon erwähnte Congress in Paris und von diesem Congress wurden die inzwischen ausgearbeiteten Statuten dieser Akademie bestätigt, nach welchen die Akademie bis jetzt tätig ist.

Damit war die Akademie zu einer selbständigen Institution geworden und es war alle Aussicht vorhanden, dass die mit Erfolg begonnene Arbeit auch bald zu Ende geführt werden würde. Doch kam es leider anders, denn Schleyer erklärte, dass er sich ein Veto in allen sprachlichen Fragen vorbehalte, was ihm aber, den Statuten nach, nicht zustand. Seitdem hat er sich auch an der Arbeit der Akademie nicht mehr beteiligt.

Inzwischen waren ganz neue Sprachprojekte aufgetaucht, die einen wesentlichen Einfluss auf die Arbeiten der Akademie haben mussten; einige dieser Projekte waren von Mitgliedern der Akademie verfasst worden, andere – von anderen Personen. Das bekannteste von diesen neueren Sprachprojekten ist „la Lingvo internacia“ von Dr. Zamenhof in Warschau, welcher unter dem Pseudonym Dr. Esperanto im Jahre 1887 sein Projekt veröffentlichte, das neuerdings viele Anhänger in Frankreich gefunden hat. Das Volapük hatte bewiesen, dass das Problem einer internationalen Sprache erreichbar sei und da dies Problem unendlich viele Lösungen hat und keine Patente auf Weltsprachen gegeben werden, so war das Erscheinen von Konkurrenten ganz natürlich. – Die Hauptsächlichsten ausser dem Esperanto waren folgende:

„Kosmos“ von Eug. A. Lauda in Berlin, 1888,
„Spelin“ von Prof. J. Bauer in Agram, 1888,
„Myrana“ von J. Stempfl in Oberreute, 1889,
„Lingua internazional“ von J. Lott in Wien, 1890.

Alle Verfasser dieser Sprachen (vielleicht mit Ausnahme von Bauer) waren darin einig, dass die Stämme der Wörter aus den lebenden Sprachen oder aus dem Latein genommen werden müssten und zwar mit so wenig Aenderungen als möglich.

Auf alle diese Projekte schien der Direktor der Akademie nicht eingehen zu wollen; er stellte die Arbeiten ein und die Bitten, er möge radikalere