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Die Conjugation aller Zeitwörter ohne Ausnahme geschieht nach folgendem Schema (unregelmässige Zeitwörter giebt es überhaupt nicht):

Activ.       Passiv.
Präsens: mi am       mi es amed
Imperfectum: mi amav       mi esav amed
Perfectum: mi av amed       mi av esed amed
Plusquamperfectum: mi avav amed       mi avav esed amed
Futurum: mi amero       mi esero amed
Fut. exact: mi avero amed.       mi avero esed amed.

Ich werde Sie nicht weiter mit Grammatik ermüden, ich will nur resumiren: Die Hauptprincipien des Volapük sind in der Neutralsprache beibehalten worden; das sind: 1) die nahezu phonetische Schreibung; 2) die Ausnahmlosigkeit der gegebenen Regeln; 3) die Einfachheit aus den gegebenen Stammwörtern abgeleitete Wörter zu bilden, daher kann sie ebensoleicht wie das Volapük und das Esperanto geschrieben werden; gesprochen kann sie noch leichter werden, denn es fehlen ihr die volapükischen Umlaute und mehrere esperantische Consonanten, die durchaus nicht international sind: c (z), ĝ (dsh), ĥ (ch), z (weiches s). – Andererseits wird die Neutralsprache sowohl beim Hören als beim Lesen viel leichter verstanden als Volapük und auch als Esperanto, weil für sämmtliche Wortelemente solche Formen gewählt worden sind, welche der Mehrzahl der gebildeten Europäer bereits bekannt sind. – Daher kann man sie ohne weiteres praktisch anwenden; einen Brief in Volapük oder Esperanto kann man nur Jemandem schreiben, der die betreffende Sprache gelernt hat (dazu werden auch Adresslisten von Volapükisten und Esperantisten geführt); dagegen kann man einen Brief in der Neutralsprache jedem gebildeten Europäer schreiben und es liegt alle Wahrscheinlichkeit vor, dass der Adressat ihn verstehen wird, zumal wenn es sich um Fragen handelt, die ihm geläufig sind, d. h. sein Fach betreffen. Ich könnte dafür schon etliche Beispiele anführen: Engländern, Franzosen, Deutschen, Italienern, Schweden, Holländern und Russen die keine Ahnung von der Existenz der Neutralsprache hatten, habe ich in dieser Sprache geschrieben und sie haben mich verstanden, was aus der ganz korrekten Beantwortung der gestellten Fragen hervorgeht.

Ich empfehle Ihnen daher, meine Herren, für den Fall, dass Sie in brieflichen Verkehr mit einem Fachgenossen treten möchten, dessen Sprache Ihnen nicht geläufig ist, sich der Neutralsprache zu bedienen. Sie werden sehen wie einfach das ist.

Um zu zeigen wie die Neutralsprache klingt, will ich Ihnen den Anfang des I. Buch Mosis in neutralsprachlicher Uebersetzung vorlesen:

In komens Deo kreav siel e ter; e ter esav desert e vaku; e it esav obskur superioru profunditet; e spirit de Deo ekstendav se su akua.

Obgleich mein Wörterbuch erst vor Kurzem erschienen ist, es ist bisher das einzige Werk über die Neutralsprache, so haben doch schon mehrere Zeitungen und Journale in Deutschland, Luxemburg, Russland, Frankreich, Mähren, Belgien und Finnland anerkennende Artikel über diese Sprache gebracht, darunter die St. Petersburger Zeitung (am 2. August 1902). In den alleranerkennendsten Ausdrücken hat sich das Antwerpener Blatt „Le Nouveau Précurseur“ geäussert. In diesem Blatt erscheinen auch seit