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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Der Staatsmann

Auch war einmal ein Tag,

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Da gab mein König mir die Hand,

Und eine Träne stand
In seinem Aug’ und seine Hand
In meiner lange lag.
Aus meiner Brust empor,

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Schwang sich ein Wonnen-Chor,

Goldschwirrend, wie aus einem schönen Vogelschlag.

Das Dienstmädchen

Einst sagte die Mutter zu mir:
Was lachst denn dummes Mädel?
Die Landstraß’ war schön,

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Der Himmel war schön,

Gott, hab’ ich da weitergelacht! –

Der Kanarienvogel

Oft wußt ich, daß eine Mutter war,
Die sang durch meine Nacht wunderbar,
Was in uns rann, war eins.

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Da kam das, was ich nicht verstand,

Hob sich auf vom Schnabelrand,
     Jubel und schön!

Die Schultasche

Einmal senkte jemand in mich
Eine Chrestomathie.

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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)