Seite:Werfel Wir sind 1913.pdf/100

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Da bist du ja, der groß am Himmel stand,
Oder über die Baumwipfel hüpfte, die mir unsichtbar blieben.
O oftmals Gefährdeter! Am Teich, an steiler Felsenwand! –
Ich will springen! Ihr Häuser ihr lieben!!

65
Vergaßest du, weißt nimmer die Nacht,

Wo so viele Sterne dich bedrohten?
Ich schützte dich vor den bösen Toten,
Hielt gute Hauswacht.

Weißt? Wie du zum Wasser gestellt,

70
Beim Steinwurf dich wild vorgebogen?

Da hab ich gebellt –
Und Abhang und Welle waren dir gewogen.

So viele Blitze fallen durch den Raum,
So viele Bäume stürzen beim Sturmtosen.

75
Und meine großen, runden, tränenlosen

Augen fürchten für dich, von Traum zu Traum.

Nun bist du da! Spür deinen Nachtgeruch, spür dein Gesicht!
Nun wirst du Flocki rufen, den Einzigen in aller Welt erkennen.
Und wirst mich gar mit einem fernen niegehörten Namen nennen,

80
Der mir wie süßes Feuer in die Seele bricht.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/100&oldid=- (Version vom 5.7.2016)