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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Der weiße und gepflegte Hund

Ach, ich verdiene Strafen,
Ich bin nicht von den Braven,

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Frech war ich und vermessen,

Bin traurig, will nichts essen.

Der Fremde

Der Ton, mit dem der Vater mich gescholten,
Als ich unschuldig aus der Schule kam,
Der Hieb, der diesem Rücken nicht gegolten

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Und den ich dennoch stumm entgegennahm.

Das Wort, mit dem das Mädchen mich beschämte,
Als ich vor Blau und Liebe überschmolz,
Die Stunde, wo ich mich zu Gift zergrämte
Und eins ums andre hingab, Scham und Stolz!

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Der Abend, wo ich auf gepriesenem Balle,

Zerbiß’nen Bartes in der Ecke stand,
Die Walzer und die Frauenstimmen alle
Zerquetschte in der rechten Hand.
Die Wochen, die sich wächsern abgespiegelt

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Auf Kontoblättern einer kalten Bank

Und jenes Jahr, das meinen Tod besiegelt,
Als erstes Wissen mich besprang.
Ihr tausend kitzlig ungenannten Flammen!
Du letztes auf der Welt, Erhabene Wut!!

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Ich schlage euch um diesen Stein zusammen,

Nun Stein …… Triff gut!!
(Er verwundet das Hündlein)

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/105&oldid=- (Version vom 5.7.2016)