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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Der Fremde

Dort zuckt ein Leben, klein im Kreis.
Am Himmel schwillt ein Streifen weiß.
Und eh’ der Streifen noch erlischt,
Wohlan die eigene Form verwischt!

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Wohlauf sich frisch ins All gemischt,

In Mond und Äther, Wolk und Gischt!!
(Er springt auf das Landungsponton und steht ungeheuer, metallisch schwarz vor dem Lichte der Nacht.)


Der weiße und gepflegte Hund
(kriecht wundersam zu ihm)

Warst dus, der es dem Donner befahl. –
Wer will uns trennen? – O Qual!
Es kommt – Ich kanns nicht glauben

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Und will mich Kleinen rauben.

Doch du bist groß, du wirst mich halten
In deines Hauchs gleichmäßigen Gewalten.
In dir ist Schlaf,... In dir
Schlagen die Uhren aller alten Zimmer mir.

220
An deiner Brust ist Geruch aller Nacht,

In deiner Brust ein Lämplein, das mir wacht.

Komm, heb mich auf,
Zu deines Atmens Wind-Lauf!
Daß an dem schwellend treuen Ton

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Ich müdes Tier entträume schon.
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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/107&oldid=- (Version vom 5.7.2016)