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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Der Fremde

Hah mein Symbol! O witzige Todesstunde!
In dir, mein Hund, erkenn ich mich im Grunde.
Schlich ich nicht auch zu jenen Mörderhänden,
Liebkosend hin, als sollten sie es wenden.

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Doch bin ich gut. – Ich werde dich ersaufen!

Sie ließen mich mit schwarzem Brande laufen.
Sieh mich nicht an mit ungeheurem Blick,
Der furchtbar deinem Dasein eigen,
Ich will dir schon das Leben zeigen,

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Treue für Treue, Schicksal um Geschick!!

Wie gut! Liegts nicht in unsern Händen,
Daß wir hier schuldig werden? Gott sei Dank!
Ausging der Streifen, Zeit wird allzulang,
Auf, Papuschka, wir wollen uns beenden!!
(Er hebt den Hund hoch empor, streckt ihn gegen die Sterne, erwürgt ihn und schleudert ihn weit hinaus ins Wasser).
 
Der Fremde
(bleibt vorgebeugt, die Hände zum Sprung nach rückwärts, in die Nacht hineinhorchend, unbeweglich)

Des Hündleins Geist vom Wasser her

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Jetzt weiß ich, was Sterne sind,

Worte, sie werden klar....
Mutter ist wunderbar. –
Wie war ich stumm und blind.

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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/108&oldid=- (Version vom 5.7.2016)