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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Eins wäre noch zu sagen: Trotzdem diese Gedichte noch tief dort unten stehn, wo die Wahrheit eben erst zu atmen beginnt, scheinen sie mir für die Menschen dennoch wichtig zu sein, weil sie Sendung haben.

Sie reden in mancherlei Gestalten nur von Einem. Von dem permanenten Existenz-Bewußtsein, das ist Frömmigkeit.

Wir, die wir in den Wirrwar dieser Erdenteleologie, in den Betrieb und die mindere durchsichtige Kausalität gestoßen sind, vergessen nur allzurasch das unausdenkliche, ungeheure Wort: Wir sind. Ich glaube, daß alles menschlich Hohe, die Güte, die Freude, der Jubel, der Schmerz, die Einsamkeit, das Ideal, bloß aus diesem ewigen undurchdringlichen gewaltigen Existenz-Bewußtsein sich erheben können.

Der Mensch, der noch niemals vor den Firmamenten zusammenbrach, ist auch noch niemals gut gewesen.

Wenn nur ein von dem fürchterlichsten Fluch Erden-Arbeit zerriebenes Herz, durch diese Gedichte hindurch, sich der Welt näherte, bin ich glücklich.

Das Buch „Wir sind“ ist das erste in der Steigerung von Büchern, die einmal, als ein Werk den Titel Das Paradies tragen sollen.

     Leipzig, im Frühjahr 1913

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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/125&oldid=- (Version vom 1.8.2018)