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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Die Stimme der Geliebten

In der Verzweiflung endlosem Aufeinanderdenken,
In der Voraussicht unaufhaltsamer Qual,
Hah, dieser Strahl,
Wie kam er, neu mich auszuschenken!!

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Deine Stimme! Groß bin ich mit einem Mal!


Der endlos um den Tisch gelaufen,
Dem Tod ward zum gehegten Wort…
Nun reißt mich Freude,
Ja Schmerz und Freude reißt mich fort.

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Von meinen wieder zaubrischen Fingern geht

Ein Licht das noch auf fernsten Dächern steht.
Und um mich her, der boshafte Disput
Der Menschen wird erregt und gut.

Die Guten loben, die Alten mit treuen Runzeln

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Segnen, die Bösen sind verlegen und schmunzeln.


Nun ist meine alte Macht,
Sehnsucht und Freude wieder erwacht.
Vögel ans Fenster flattern herbei,
Waller suchen mich treu,

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Engel, die niederfuhren,

Im Schnee, der paradiesischen Tiere unendliche Spuren.

Sie kommen, die tausend Naturen,
Ich habe Kraft sie zu versöhnen!!
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Mystisch beginnen schon alle Möbel zu tönen.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)