Seite:Werfel Wir sind 1913.pdf/27

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Das Unvergängliche

Noch immer das alte Hämmern
Unter den alten Wolken?
Treiben den alten Fluß hinab
Ewig die gleichen Zillen?

5
Immer noch von den Schweizer Hotels

Stürmen die großen sonnigen Fahnen?
Aufgestoßene Kindertüren
Knarren sie ewig in meinen Traum?

Die an den Tod ich liebte,

10
Wie ist Dein altes Antlitz fremd?

Dein Geh’n, Dein Lachen, Dein Atmen,
Nicht faßt es die alte Seele mir.

Da mich kein Baum verließ,
Ich konnte Dich lassen?!

15
Wie sie Dich morden, wie Du moderst,

Dem seh’ ich dumpf lustig zu.

Und doch, wenn ich grüße,
Welch totes Feuer in mir?
Was quält die alte Verbeugung

20
Erster Tanzstund’ erstes Liebesgraun?!
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)