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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Der Entschwindende

     1

Zu der Tafel gastlichen Geschenken
Weiß er unsere Zagheit hinzulenken.
Sanft gebeugt zu Erdensinn und Taten
Lobt er dieses Bier und lobt den Braten.

5
Hält sein Wort auch Irdisches umschlungen,

Schon ist’s Rückkehr zu Erinnerungen,
Klar und nah und dennoch aufgebunden,
Daß wir staunen, wie es hergefunden.

     2

Und die Stunde schwellt das Herz in Güte,

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Heiter schmerzlich wölbt sich das Gemüte;

Wie wir hier in Gartenstühlen lehnen,
Füllt sich Aug’ um Aug’ mit Daseinstränen.

Aber seins, vom kleinen Blick verlassen,
Scheint schon allen Raum in sich zu fassen,

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Ätherblindheit, dumpfe Sternenweiten

Und ein Wiesenlicht zu grünen Zeiten.

     3

Nun wir schaun um seines Schädels Felsen
Maßvoll wogend goldenen Tanz von Gelsen,
Faßt uns rasend übermächtig Sehnen

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Uns auf Grünem maßlos auszudehnen,
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)