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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Greis mit Kaiserbart auf einer Terrasse vorübergehend

Alter Mann mit weißem Kaiserbart,
Sprich, aus welchem Treppengrund
Stiegst du auf zu mir mit deinem Hund?

     Mir ist jetzt so zart.

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Eingesunkene Verlegenheit,

Angst und Atem steht vor deinem Mund.
Und auch ich bin deines Leid’s bereit.

     An der Leine zerrt der Hund.

Wie ein später Schwimmer drehst du dich

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Nochmals her und sprichst mir nicht das Wort.

Und auch ich verschweige mich.

     Sterbend grüßt Du – und bist fort.

Und in einem Hofe, oder gar im Wald
Schlägt dein Leben mir entfernt und kalt.

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Wenn die Kerze deinen Husten schaut,

Bin ich unter den Klavieren laut.

Tausend Himmel fliegen und die Uhr
Über unsrer Stunde Bruderspur.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)