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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

An eine alte Frau, die beim Diner servierte

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Wie feindlich sind die Gerichte,
Der Duft, der den Weinen entweht?
Hat nicht in jedem Gesichte
Sich Stolz und Verachtung gebläht?

5
Die Frau’n in leichten Roben,

Die zeigen Bein’ und Füße.
Doch tückisch ist die Süße.
Sie sind so hoch erhoben.
Wer brächte ihnen Grüße,

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Wer wagte sie zu loben?

Sie stürzen mich in altes Leid,
In meine weite Einsamkeit.

Die Herren in den Fräcken,
Gewillt mich hinzustrecken,

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Sind höflich und geschliffen,

Zerreißen mich mit Kniffen.

Die Diener, die da lauern,
Sie bringen mich zum Trauern.
In Blicken, die mich trafen,

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Heißts: Hund, wir möchten schlafen!
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)