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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Und als ich erschrak, wie Du die Brüste zeigtest,

20
Batest um Verzeihung Du mich gar.

Und der eingestürzte Körper, den Du neigtest,
War von Demut aufgeglänzt und klar.
Welt fühlt’ ich in dieser Stunde.
Doch Du weintest, als ich höflich war.

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Jener dacht’ ich, ach, in dieser Stunde,

Die sich leicht, wie Regenfall durch Zimmer weht,
Mütterlichen Lachens, ach, gedacht’ ich aus entrücktem Munde
Und des Kleids vom Sturm der leisen Brust gebläht,
Jene Dame sah ich, ach und dieses Leibs Verquollenheit.

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Und ich taumelte vor Gottes Einheit spät.


Eine unbekannte Kälte (neu belobte)
Wuchs mir groß, als ich wegging von hier.
Wie mein Schritt auf dumpfer Treppe tobte
War ich Mitmensch. — Mensch! Von Dir und Dir.

35
Und ich fühlte uferlose Weltlichkeit

Und die Sterne über mir.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)