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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Rache

Du, der du keine Gnade kennst,
Nicht des Verzeihns hinregnendes Entzücken,
See der Versöhnung nicht und Hügelrücken
Des Opferseins! Der du dich grausam nennst,

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Eitel und ungerührt durch Stunden rennst

Und Herr dich dünkst in allen Stücken,
Der niemals du im Tanz der kleinen Tücken,
Begeistert am Unendlichen verbrennst!

Einst quältest du mich ab mit Macht und Strafen,

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Doch dieses Herz, zerbittert, als sie trafen,

Wie schwebt es jetzt im höchsten Abenteuer!

Entschreite nur auf deinen Stärke-Stelzen!!
Einst wird dich meine Liebe niederschmelzen
Und meine Gnade sei dein Höllenfeuer!

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)