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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Gott der Herr

Als ich mich schuf, da wars mein Schmerz,
Der in die Weiten fuhr.
Und eines jeden Lebens Herz
Schlug meines Herzens Uhr.

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Nun will mein Schmerz in mich zurück,

Da brach die Zinke los.
Und jedes Weh und jedes Glück
Stürzt sich in meinen Schoß.

Ach, als ich mich erschuf zur Welt,

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Da war ich nichts und aus.

Jetzt aber bin ich neubestellt
Und wachse wie ein Haus.

Und meine Liebe ausgestreut,
Wie sammelt sie sich hier.

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Und jedes Wesen, das sich beut,

Ein Baustein ist’s an mir.

Turm, schwing dich auf, du treuer Mann,
In meinen Busen weit!
Es hebet, ja nun hebt sie an

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Die große Kinderzeit.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)