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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Aber selbst die stummen Sachen,
Schöngebleichte Wäschestücke,
Tisch und Bücher, milde Speisen,

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Anzug und der helle Hut,

Bester Ort, wo wir nicht wachen,
Selbst das Bett war voller Tücke,
Tuch und Holz und Glas und Eisen,
Nichts war lieb zu mir und gut.

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Aber bist du auch verstoßen,

Kannst du würdig dich erschließen,
Bietend deine weltgeneigte,
Harterfahrne Herzenslast.
Doch ich bin nicht von den Großen;

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Nach dem Spiegel, der mich zeigte,

Wütend meine Fäuste stießen.
So war ich mir selbst verhaßt.

Bald zu ruhendem Gestade,
Treib’ ich in dem Flußgestöhne,

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Ohne Häßlichkeit und Schöne,

Ohne Schwäche, ohne Kraft,
Walle ich die zarten Pfade,
Von der ungebornen Güte,
Unbewußtem Nacht-Gemüte,

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Leichten Wirbels hingerafft.
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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/98&oldid=- (Version vom 5.7.2016)