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Ganz allein, in schlichter Rüstung, aber auf ihren stolzeren Rossen und vollständig gewappnet, wie zum Schimpfe, so zum Ernste, machten sich Beyde alsbald auf den Weg, nur von zwey Knappen begleitet. Julius war nicht unter diesen. Ganz in der Frühe des Morgens hatte man ihn auf dem Gange vor seines Herrn Schlafstube entkräftet, mit starren Augen und starren Gliedern am Boden gefunden; man hatte ihn auf sein Lager gebracht, wo er jetzt in heftiger Fiebergluth lag. Der Ritter wurde plötzlich sehr still, als man ihm dieß berichtete; aber nur einen Augenblick lang, schnell nahm er wieder seine heitere Miene an, mit der er seinen Freund begrüßt hatte, und scherzte mit ihm über die heute zu bestehenden Abentheuer, über die Freude, wenn sie, zwey unbekannte Ritter, gegen den ganzen stolzen Adel Westphalens den Sieg und Preis davon tragen würden.

Mit der frohesten Laune von der Welt ritten beyde fort. Aber allmälig wurde der Ritter von Volmestein doch ernster, stiller, einsylbiger, zuletzt schwieg er ganz, in das tiefste Nachdenken versunken. So waren sie, die Ruhr[WS 1] entlang, bis ungefähr eine Viertelstunde bis vor das Damenstift Herdecke gekommen.

Ich weiß einen anmuthigeren Weg, schlug Gervin hier auf einmal seinem Freunde vor; laß uns dort links durch den Forst reiten, unsere Knechte können der Landstraße nach ziehen; in der Herberge beim Stifte treffen wir wieder mit ihnen zusammen.

Seine Stimme zitterte, während er diese Worte sprach; der Markgraf bemerkte es nicht. Gern nahm dieser den Vorschlag an, und langsam ritten beyde links in das dunkle Gebüsch hinein. Die beyden Knappen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rhur
Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 083. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_083.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)