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und zog dann nach Cöln, wo er auch dessen Schätze in Besitz nahm.

Sein Befreyer war in dieser ganzen Zeit nicht von seiner Seite gewichen, mit Muth und Ausdauer hatte er alle Beschwerden des Krieges getragen, und in den Gefechten hatte man ihn nur da gesehen, wo der Kampf am heftigsten, die Feinde am dichtesten waren. Carl wollte ihn für seine Dienste und für seine Tapferkeit belohnen; aber plötzlich und auf eine unbegreifliche Weise war er aus Cöln und aus Frankreich verschwunden, ohne daß man seine Spur wiederfinden konnte. Man wußte weiter nichts von ihm, als daß er Elias Gralius oder Grail heiße, woher er stamme, hatte Niemand erfahren können.

Carl Martells unruhiger, kühner Geist litt ihn nicht lange in Unthätigkeit. Zuerst, nachdem er im Innern seines großen Reichs seine Macht befestigt, und diesem einen Schattenkönig gegeben hatte, bekriegte er die Sachsen, dann die Alemannier und Bojer. Alle diese Völker besiegte er, und unterwarf sie, wenn gleich die Unterwerfung der Sachsen nicht von Dauer war und völlig erst seinem großen Enkel gelingen sollte. Als er demnächst aber auch gegen die Friesen zu Felde zog schien sein bisheriges Glück ihm nicht mehr beystehen zu wollen. Dieses Volk, das von seiner ersten Bekanntwerdung an bis auf den heutigen Tag in der Geschichte nur Einen Namen führen kann, den des Tapferen, das trotz allen Wanderungen der übrigen Völker seine alten Wohnsitze an der Nordseeküste zwischen der Schelde und Weser beibehalten hatte, empfing unter seinem Fürsten Radbodus auch Carl Martelle mit einer unerwartet muthigen und standhaften Gegenwehr,

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_135.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)