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man das Kind draußen vor der Thüre desselben. Sie begruben es wiederum in gemeltes Grab, es ward aber am anderen Tage, wie auch am Dritten, wiederum vor der Thüre gefunden. Da erkannte der Graf und die Seinigen die Heiligkeit der Ida, und fingen an, dieselbe zu verehren und gottesfürchtiger zu werden.

(Wittins. v. Steinen.)


IV.


Die Wundertropfen zu Lünen.

Ein gewisser Ritter, mit Namen Lübert von Schwansbell, von dem Orden des heiligen Gregorius in Lifland, wurde im Kriege wider die Russen gefangen und sehr übel gehalten. Weil er in seinem Gefängnisse von keinem Menschen Trost hatte, wendete er sich zu Maria, der Mutter der Barmherzigkeit. Als ihm nun zu einer Zeit ein Stück Fleisch, darin eine Rippe war gebracht wurde, nahm er dieselbige, und kratzte damit auf einen Klotz, der im Gefängnisse war, das Bild der Maria mit ihrem Kinde auf dem Arme, so gut er konnte, und betete täglich vor demselben um Erlösung aus der Gefangenschaft. Einst als er auch vor diesem Bilde seine Andacht verrichtete, und der Kerkermeister unverhofft dazu kam, suchte er zwar das Bild mit seinem Mantel zu verbergen; weil aber der Kerkermeister meinte, er wolle etwas verstekken, womit er sich aus dem Gefängniß erlösen könne,

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_270.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)