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Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik, Band 1, Heft 1–2

Kinder auf Bauerhöfe, und ergreifen iede Gelegenheit ihre Superiorität den andern fühlen zu lassen. Indeß haben viele den Titel Meyer, der in alter Zeit allerdings vielbedeutend war, usurpiret. Auf die Bildung der Meyerkinder müßte vorzüglich gesehen werden, weil sie vor andern einen größern Wirkungskreis bekommen. Sie werden aber am allerwenigsten gebildet, weil die Meyerkinder aus sonderbarer Eitelkeit nicht gern unter die andern kommen, auch sich nicht gern mit den andern in eine Klasse stellen lassen. Dadurch wachsen sie isoliret auf, und viele gesellige Empfindnisse bleiben ungeweckt.

Diese Klasse des Volks ist am steifsinnigsten auf ihr Recht, und hängt vor andern am Schlendrian der Vorwelt.

Religion und Sittenlehre.

Die Meinung, daß Seeligkeit ein Ding sey, daß sich durch einige Stoßgebäte am Lebensende und nach erhaltenem Sakramente gewinnen liese, ist hier fast allgemein. Eigentlich dünkt sich das hiesige Volk alle Verstorbenen selig, außer die gestohlen, abgepflügt, abgegraben, oder versprochen und nicht Wort gehalten haben. Diese müssen nach seiner Meynung zwischen Himmel und Erde schweben, und spuken. Viele glauben Christus sey ein Name Gottes; daß er aber Mensch gewesen sey, ist vielen eine fremde Idee. Und man hat mich treuherzig gefragt: war wirklich auf der Erde einmal ein Mensch der Jesus Christus hies?

Andere denken sich beym Namen Christus ein Osterlamm, ein wirkliches Lamm, das am Freytage geschlachtet, und darauf an Ostern in die Sonne gesetzet sey, wo es den ersten Ostertag tanze, und bey Sonnenuntergang zu sehen sey. Diese Meynung habe ich insbesondere in der



Frohne hieß. Ihrer waren im Amt Oerlinghausen, ehedem freyes Amt Barkhausen genannt, 4. zu Menkhausen 3. Sie hießen Amtsmeyer, und hatten ihre Beysitzer, die in der alten Sprache (Hipler) hießen, die aber jetzt auch den Namen Meyer usurpiret haben. Nächst dem Amtsmeyern, im Ravensbergischen Sattelmeyer genannt, und den Vollmeyern folgen die Halbmeyer, die 6 Pferde; dann die Großkötter die 4, 3, – 2 Pferde halten müssen; dann die Strassenkötter oder Brinksitzer die keine Pferde haben; hierauf die Kötter und Einlieger die zur Miethe wohnen.

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: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik, Band 1, Heft 1–2. , 1784, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lisches_Magazin_Bd.1_H.1-2_112.gif&oldid=- (Version vom 1.8.2018)