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William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.

Rodrigo.

Es ist mir anders gekommen; Ich will gehen und alle meine Güter zu Geld machen.

[Er geht ab.] 


Eilfte Scene.
Jago bleibt zurük.

Jago (allein.)

Geht nur, lebt wohl, nur einen wohlgespikten Beutel, – – Bin ich nicht ein gescheidter Kerl? So mach’ ich aus meinem Narren meinen Schazmeister – – Denn das hiesse wol meine erworbne Geschiklichkeit übel anwenden, wenn ich die Zeit mit einem solchen kleinen Schneppen verderben wollte, ohne daß ich Spaß und Vortheil davon hätte. Ich hasse den Mohren, und das Publicum thut mir die Ehre an, und glaubt, er habe zwischen meinen Bett-Laken meine Stelle vertreten. Ich weiß nicht, ob es so ist – – aber mir ist eine blosse Vermuthung von dieser Art genug, um so zu handeln, als ob ich’s mit Augen gesehen hätte. Er mag mich wol leiden – – Desto beßre Gelegenheit hab ich, ihm beyzukommen; Cassio ist ein Mann, der zu meinem Vorhaben taugt: Laßt einmal sehen – – seine Stelle zu kriegen und meinen Haß zu ersättigen – – Wie, wie kommt das? Laßt sehen – – Nach einiger Zeit dem Othello mit einer guten Art in’s Ohr raunen, daß er zu vertraulich mit seiner Frau ist – – Seine Figur und sein ganzes Betragen,

Empfohlene Zitierweise:
William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.. Orell, Geßner & Comp., Zürich 1766, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wieland_Shakespear_Theatralische_Werke_VII.djvu/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)