Seite:Wilamowitz Geschichte der griechischen Sprache 12.jpg

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die Unterschiede der Schreibung in Landschaften, die im ganzen dieselbe Sprache reden, werden auch die Verschreibungen für die Aussprache zu verwerten versuchen, aber Einsicht in das Schriftwesen, zumal der mehr oder weniger illiteraten Landschaften und Schreiber, ist erfordert, um die Zeugnisse richtig zu werten; es erscheint nur zu leicht als lautliche Verschiedenheit, was doch nur graphisch ist. Selbst η und ει in Adverbien wie τῆδε und τεῖδε, ω und ου im Lakonischen und Korinthischen braucht gar nicht verschieden geklungen zu haben: erst die Schrift beherrscht später die Aussprache. Attisches ϑεῶν, wo es dorischem ϑεᾶν entspricht, klang von diesem nicht verschiedener als von dem maskulinen ϑεῶν.

Wir alle sind dankbar dafür, daß Fr. Bechtel sein großes Werk über die griechischen Dialekte noch vollendet hat, und bewundern die Gelehrsamkeit und den Scharfsinn, der bei jeder Form fragt, wie ist sie entstanden, bei jeder Glosse nach ihrer Etymologie. Aber er haftet am Einzelnen und strebt zurück auf die vorgriechische Sprachperiode. Er sondert die Dialekte peinlich nach den Landschaften, scheidet daher sogar die Lokrer, während er in der Argolis recht verschiedenes zusammenfaßt. Diese rückgewandte Sprachgeschichte hat viel mehr die Urzeit als die Gegenwart im Auge. Da stellen sich Aufgaben, die angegriffen werden müssen, weil sie lösbar sind. Es ist eine Tatsache, die vor Augen liegt, daß zuerst diejenigen Hellenen eingewandert sind, welche in den Ioniern und Äolern dauern, in Arkadien