Seite:Wilamowitz Geschichte der griechischen Sprache 42.jpg

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deren Stil wir zwar nicht unmittelbar auf die anderen Schriften übertragen dürfen, aber wenn sich hier das Ethos des Philosophen, die allseitige Gelehrsamkeit und Liebe und Haß des rhodischen Politikers verrät, so wird er allem eine persönliche Note aufgedrückt haben. Er zog auch die Rhetorik in den Kreis seiner Vorlesungen; da mag der Gegensatz zu Panaitios und Diogenes von Babylon stark gewesen sein, denen wir stilistische Vorzüge nicht wohl zutrauen können. Wenn Strabon auch in den geographischen Schilderungen eine ῥητορεία fand, die ihm zuwider war, so hat Poseidonios sich immer über das reine διδασκαλικόν erhoben. Es wird wohl dabei bleiben, daß er auf die rhodische Rhetorik, wie sie später Theodoros vertrat, bestimmend gewirkt hat, und daß Philon und die Schrift περὶ ὕψους in diesen Kreis gehören.

Aus der Akademie haben wir in den νόθα die Thrasyllos seiner Platonausgabe beifügte, Nachahmungen, von denen höchstens der Axiochos etwas ausgibt, weil er die jüngste Schrift ist. Auch Krantors vielbenutzte Trostschrift gegen die Trauer ist unergiebig. Dann haben Arkesilaos[1] und Karneades, von denen die Gedanken stammen, überhaupt nicht geschrieben, und der Karthager Kleitomachos spricht nur in Übersetzungen zu uns. Da heißt es auf Nachklänge achten, denn wenn Plutarch gelehrt gegen Stoiker und Epikureer polemisiert, liegt Jungakademisches zu grunde, in der Schrift über die ethische Tugend Peripatetisches, bei Sextus die akademische Skepsis und die des Ainesidemos. Die Untersuchung muß in solchen Fällen immer von den Benutzern ausgehen.

Unschätzbar ist, was uns Photios (cod. 250) von dem

  1. Von Arkesilaos steht ein Privatbrief bei Diogenes IV 99. Er hält sich an den herkömmlichen Aufbau, χαίρειν, δέδωκα – διαθήκας κομίσαι πρὸς σέ; Begründung, πειρῶ οὖν … δίκαιος ἡμῖν εἶναι. Schlußformel ist fortgelassen. Die Worte sind schlicht und doch individull, voll edlen Ethos.