Seite:Wilamowitz Geschichte der griechischen Sprache 46.jpg

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Drei große Aufgaben habe ich vorzuführen versucht, die auf dem Gebiete der Sprachgeschichte vor uns liegen, die Ansätze zu einer Prosa in den Dialekten, die es zu keiner Schriftsprache gebracht haben, was uns auch zu der Erfassung des Unterschiedes in der Sprache der ersten Einwanderer und der dorisch im weiteren Sinne zu nennenden führen soll. Zweitens die ionische Schriftsprache, drittens das geschriebene Hellenistisch in seinen verschiedenen Stilen. Wie sollen wir diese Aufgaben bewältigen? Von einem Thesaurus linguae Graecae will ich gar nicht erst reden. Er wird wohl nie kommen, und wer jetzt von ihm träumt, ahnt nicht, was alles vorher getan werden muß, ahnt nicht, daß ein Lexikon nicht mehr als den Wortschatz und allenfalls den Bedeutungswandel angeben kann; schon die Synonymik bleibt draußen, und die Entwicklung des Stils vermag weder Lexikon noch Grammatik zu geben. Sollen wir nun eine große Organisation schaffen, Grundsätze aufstellen, Pläne entwerfen, Leiter einsetzen, Bearbeiter werben? Gott bewahre uns davor. Organisationen der Art sind gut, um Material zu beschaffen, und selbst da erfährt man, daß sie nur Erfolg haben, wenn Männer da sind, welche wissen, worauf es ankommt und selbst mitarbeiten, und wenn Arbeiter da sind, die befähigt und gewillt sind, auszuführen, was die Wissenschaft jetzt gerade verlangt. Ist der rechte Mann da, so vermag er als einzelner in derselben Weise zu wirken. Es ist mir Herzenssache, hier einmal öffentlich auszusprechen, daß ein solcher Mann in Hugo Rabe unter uns wirkt, denn was er und seine Mitarbeiter für die griechische Rhetorik geleistet haben und hoffentlich auch weiter leisten werden, ist darum nicht geringer, daß nur wenige darauf achtgeben. Möge er sich entschließen, das viele, was er allein über die Rhetoren und die Byzantinerzeit weiß, noch einmal zusammenfassend, sei es auch noch so kurz, auszusprechen.