Seite:Wilhelm ChinVolksm 044.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Heiliger hervor, ihn zu schützen. Es war der alte Buddha des Lichtglanzes. Als Notscha mit ihm kämpfen wollte, da hob jener den Ärmel, und aus roten, wirbelnden Wolken bildete sich eine Pagode, die den Notscha umschloß. Lichtglanz tat nun beide Hände auf die Pagode. Da entstand in ihr ein Feuer, das brannte den Notscha, daß er laut um Schonung schrie. Er mußte nun versprechen, seinen Vater um Verzeihung zu bitten und ihm stets gehorsam zu sein. Erst als er alles zugesagt, ließ der Buddha ihn aus der Pagode wieder heraus. Die Pagode aber gab er dem Li Dsing und lehrte ihn einen Zauberspruch, durch den er Notscha zwingen konnte. Daher heißt Li Dsing der pagodentragende Himmelskönig.

Li Dsing und seine drei Söhne Gintscha, Mutscha und Notscha halfen dann später dem König Wu vom Hause Dschou bei der Vernichtung des Tyrannen Dschou-Sin.

Niemand konnte ihren Kräften widerstehen. Nur einmal gelang es einem Zauberer, durch schwarze Magie den Notscha am linken Arm zu verwunden. Jeder andere wäre an der Wunde gestorben. Notscha aber ward von dem Großen Einen in seine Höhle getragen. Dort heilte er seine Wunde und gab ihm drei Becher Götterwein zu trinken und drei Feuerdatteln zu essen. Als Notscha gegessen und getrunken hatte, hörte er plötzlich einen Krach auf seiner linken Seite, und es wuchs ihm ein weiterer Arm heraus. Er wurde vor Schrecken blaß. Aber schon wuchs ihm auch auf der rechten Seite noch ein Arm heraus. Das Wort blieb ihm im Halse stecken, und seine Augen traten aus ihren Höhlen vor Entsetzen. Aber es ging so weiter: sechs Arme wuchsen ihm aus dem Leib hervor und auch noch zwei Köpfe, so daß er schließlich drei Köpfe und acht Arme hatte. Er rief seinem Meister zu: „Was will das werden?“ Der aber lachte und sprach: „Gut so! Gut so! So bekommst du erst die rechte Macht.“ Dann lehrte er ihn einen Zauber, daß er nach Belieben die Arme und Köpfe sichtbar oder unsichtbar machen konnte.

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)