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Es erhob sich aber die Sage, dieser Mann sei zehntausend Jahre alt.


31. Die acht Unsterblichen
I

Es geht die Sage, daß im Himmel acht Unsterbliche wohnen. Der erste heißt Dschung Li Küan. Er lebte zur Zeit der Han-Dynastie und fand den großen Zauber des Goldzinnobers (Stein der Weisen). Er konnte Quecksilber schmelzen und Blei verbrennen und sie verwandeln in gelbes Gold und weißes Silber. Er konnte leibhaftig durch die Luft fliegen. Er ist das Haupt der acht Unsterblichen.

Der zweite heißt Dschang Go. Er erlangte geheimen Sinn in uralten Zeiten. Es heißt, er sei eigentlich eine weiße Fledermaus gewesen, die sich in einen Menschen verwandelt habe. Im Beginn der Tang-Dynastie sah man in Tschang An einen weißbärtigen Greis mit einer Bambustrommel auf dem Rücken umgekehrt auf einem schwarzen Esel reiten. Er schlug die Trommel und sang. Er nannte sich selbst den alten Dschang Go. Eine andere Sage berichtet von ihm, daß er stets ein weißes Maultier bei sich gehabt, mit dem er tausend Meilen in einem Tage habe zurücklegen können. Wenn er an seinem Bestimmungsort angekommen war, faltete er es zusammen und steckte es in seinen Koffer. Wenn er es wieder brauchte, so spritzte er mit seinem Munde Wasser darauf, und das Tier erhielt wieder seine ursprüngliche Gestalt.

Der dritte heißt Lü Yüan oder Lü Dung Bin (Lü = der Fels oder der Höhlengast). Er hieß eigentlich Li und gehörte zum Geschlecht der regierenden Tang- Dynastie. Als aber die Kaiserin Wu den Thron an sich riß und die Familie Li fast bis auf den letzten Mann ausrottete, da floh er

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_069.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)