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In seinem Alter tat es ihm leid, daß er damals sein Werk nicht vollendet. Er ging wieder nach jenem Berg, um den Alten zu suchen. Aber der war spurlos verschwunden.


43. Wie einer den Höllenfürsten beschimpfte

Zur Zeit, als die Gin-Tartaren in das chinesische Reich einzubrechen begannen, dessen Nordhälfte sie an sich rissen, so daß der Sungdynastie nur noch der Süden verblieb, da lebte der treue und tapfere Feldherr Yüo Fe. Der hatte dem Heer der Tartaren schon manche Niederlage beigebracht und war im Begriff, sie gänzlich zu besiegen. Es war aber ein verräterischer und hinterlistiger Minister in China, namens Tsin Gui. Der hatte mit den Feinden einen geheimen Bund gemacht und betrieb den Friedensschluß. Auf sein Anstiften wurden dem Feldherrn Yüo Fe zwölf goldene Tafeln vom Kaiser geschickt, die ihn und sein Heer zurückberiefen. Nachher schmiedete der Verräter Tsin Gui mit dem bösen Me Ki Siä und seiner Frau, der Langzunge, geheime Pläne, um den Feldherrn Yüo Fe ins Gefängnis zu bringen. So heimlich gingen sie dabei vor, daß die Langzunge um Mitternacht, wenn sie mit ihrem Manne zusammen war, nicht zu reden wagte, sondern ihre schwarzen Gedanken mit einem Eßstäbchen in die Asche schrieb und immer gleich wieder verwischte. Schließlich gelang es ihr, ein Todesurteil gegen den edlen Feldherrn und seinen Sohn zu erwirken.

Von diesen Geschichten hörte später ein Gelehrter, namens Hu Di. Der knirschte vor Wut darüber mit den Zähnen. Eines Tages, als er betrunken war, drang er in den Tempel des Höllenfürsten Yän Lo (Yama) ein. Da sah er an der Wand vier Zeilen stehen, die vor voreiligem Reden warnten:

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_116.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)