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Wind nichts anhaben kann. Die achtzehn Zephirtanten aber waren die Geister des Windes.

Am Abend darauf kamen die Blumenelfen alle und brachten ihm zum Dank leuchtende Blumen dar.

„Du hast uns gerettet,“ sprachen sie, „wir haben sonst nichts, das wir dir schenken könnten. Iß diese Blumen, so wirst du lange leben und das Alter meiden. Wenn du uns dann alljährlich schirmst, so werden auch wir Schwestern lang am Leben bleiben.“

Der Gelehrte tat nach ihren Worten und aß die Blumen. Da verwandelte sich seine Gestalt, und er ward wieder jung wie ein zwanzigjähriger Jüngling. Im Laufe der Zeit erlangte er geheimen Sinn und ward unter die Unsterblichen versetzt.


46. Der Bergelf

Bergelfen sind Berggeister; sie wohnen in Bäumen und Felsen und lieben es, die Menschen zu erschrecken.

Es war einmal ein Gelehrter, der hatte sich in einen Bergtempel zurückgezogen, um zu studieren. An einem Sommerabend saß er im Hofe, der Kühlung genießend. Plötzlich hörte er einen Windstoß, und das Tor des Tempels fuhr weit auf. Es kam ein Ungetüm hervor, das sah aus wie ein Oger. Es war zehn Fuß hoch und setzte sich auf das Dach. Seine gespreizten Beine waren dick wie Baumstämme, sein Haar war wie ein Grasgestrüpp. Der Gelehrte versteckte sich in seinem Zimmer, machte die Tür zu und kroch auf sein Bett. Krach, da ging die Tür auf, und das Ungetüm kam herein in den von der Lampe erleuchteten Raum. Sein Gesicht war mehrere Fuß lang und schwarz wie Rauch und Kohle. Er tappte auf das Bett zu. In seiner Todesangst nahm der Mann, der sich nicht anders mehr zu helfen wußte, sein Schwert und wollte

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_132.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)