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Der Gelehrte gewöhnte sich allmählich an den Anblick. Obwohl die Männer winzig klein waren, konnte er doch alles ganz deutlich unterscheiden.

Nicht lange, so kam eine bunte Flagge. Hinter ihr ritt einer in scharlachfarbenem Hut und purpurnen Kleidern. Es umgab ihn ein Gefolge von mehreren Tausenden. Vor ihm schritten Läufer mit Peitschen und Stangen, die den Weg säuberten.

Ein Mann in eisernem Helm und einer goldenen Axt in der Hand rief mit lauter Stimme: „Seine Hoheit geruht, die Fische im Purpurteich zu betrachten!“ Darauf stieg der mit dem Scharlachhute vom Pferde und kam mit einem Gefolge von einigen hundert Mann auf die Tuschschale des Gelehrten. Auf der Tuschschale wurden Zelte aufgeschlagen und ein Festmahl bereitet. Da saßen Gäste in großer Zahl. Musikanten und Tänzer standen bereit. Purpurn und scharlachfarben, rot und grün mischten sich die Gewänder. Pfeifen und Flöten, Geigen und Pauken ertönten, und die Tänzer schwangen sich im Tanz dazu. Die Musik war zwar ganz leise; doch konnte man deutlich die Melodien unterscheiden. Auch alles, was gesprochen wurde, Tischreden und Befehle, Antworten und Rufe, konnte man ganz genau verstehen.

Nach drei Gängen sprach der im Scharlachhut: „Marsch, bereitet die Geräte zum Fischen!“

Im Nu warfen sie die Netze aus in dem Schüsselchen, in dem das Wasser zum Anreiben der Tusche war. Und sie fingen Hunderttausende von Fischen. Der Scharlachhut selber begnügte sich damit, die Angel auszuwerfen in den seichten Gewässern der Tuschschale. Er fing wohl ein Dutzend roter Karpfen.

Da befahl er dem Küchenmeister, die Fische zu kochen. Die verschiedensten Speisen wurden daraus bereitet. Und der Duft des Fetts und der Gewürze durchdrang das ganze Zimmer.

Der Scharlachhut wollte sich in seinem Hochmut einen

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)