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Menge Goldes, so daß er ein vornehmes Haus führen konnte. Seinem Sohn gab er den Namen Panther. Als er vierzehn Jahre alt war, ward er so stark, daß er ein Gewicht von dreißig Zentnern heben konnte. Doch war er roh und liebte den Streit. Der General von Annam, erstaunt über seine Tapferkeit, ernannte ihn zum Obersten, und bei der Niederwerfung eines Aufstandes erwarb er sich solche Verdienste, daß er mit achtzehn Jahren schon Unterfeldherr wurde.

Um jene Zeit ward ein anderer Kaufmann ebenfalls vom Sturme nach der Insel Wo Me verschlagen.

Als er an Land kam, sah er einen Jüngling, der ihn erstaunt fragte: „Seid Ihr nicht ein Mann aus dem Mittelreich?“

Der Kaufmann erzählte, wie er herverschlagen worden sei, und der Jüngling führte ihn in eine kleine Höhle in einem verborgenen Tal. Dann brachte er Hirschfleisch herbei und plauderte mit dem Manne. Er erzählte ihm, daß sein Vater auch aus Annam gewesen sei, und es stellte sich heraus, daß er ein alter Bekannter des Kaufmanns war.

„Wir müssen warten bis der Nordwind einsetzt,“ sagte der Jüngling, „dann will ich kommen und dir das Geleite geben. Ich will dir auch einen Gruß für meinen Vater und älteren Bruder mitgeben.“

„Warum kommst du denn nicht selber mit,“ sagte der Kaufmann, „um deinen Vater aufzusuchen?“

„Meine Mutter stammt nicht aus dem Mittelreich,“ antwortete der Jüngling, „sie ist anders in Rede und Aussehen, darum geht es nicht wohl an.“

Eines Tages nun erhob sich der Nordwind mit Macht, und der Jüngling kam und begleitete den Kaufmann auf das Schiff und befahl ihm beim Abschied an, von seinen Worten keines zu vergessen.

Als der Kaufmann zurückkam nach Annam, begab er sich in den Palast Panthers, des Unterfeldherrn, und erzählte alles, was er gesehen.

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)