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sie auf und zündeten sie wieder an. Aber schon trat auch der Zauberer wieder herein und schalt sie abermals.

„Wir haben wahrhaftig nicht geschlafen. Wie hätte denn das Licht erlöschen können!“

Zornig fuhr der Zauberer auf: „Ihr habt mich fünfzehn Meilen weit im Dunklen gehen lassen, und nun redet ihr immer noch solches Zeug!“

Da gerieten die Lehrlinge in große Furcht.

So trieb er schwarze Künste jeder Art, die sich gar nicht alle erzählen lassen.

Im Laufe der Zeit begab es sich, daß einer der Lehrlinge mit der Lieblings-Sklavin des Zauberers verbotene Liebe pflegte. Der merkte es wohl, behielt es aber bei sich und sagte gar nichts. Er hieß den Lehrling die Schweine füttern. Kaum hatte der den Schweinestall betreten, da verwandelte er sich alsbald in ein Schwein. Der Zauberer rief den Metzger, ihn zu schlachten und verkaufte sein Fleisch. Niemand erfuhr davon.

Endlich kam der Vater des Schülers, um nach ihm zu fragen, weil er schon lange nicht mehr heimgekommen sei. Er wies ihn ab, indem er sprach, er sei längst nicht mehr da. Der Vater ging nach Hause zurück und erkundigte sich allenthalben nach seinem Sohn, doch konnte er nicht das mindeste erfahren. Allein ein Mitschüler, der heimlich um die Sache wußte, teilte sie dem Vater mit. Der Vater verklagte nun den Zauberer bei dem Amtmann. Der aber fürchtete, daß der Zauberer sich unsichtbar mache, und wagte ihn nicht zu verhaften, sondern berichtete an seinen Vorgesetzten und bat um tausend gewappnete Krieger. Die umringten nun das Haus des Zauberers. Er ward mit seiner Frau und seinem Sohn zugleich ergriffen. Man sperrte sie in hölzerne Käfige, um sie nach der Hauptstadt abzuliefern.

Der Weg führte durch ein Gebirge. Mitten im Gebirge kam ein Riese, der war so groß wie ein Baum, hatte Augen wie Tassen, ein Maul wie eine Schüssel und fußlange Zähne.

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)