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Schönheit war. Ein Festmahl wurde aufgetragen, und die vier setzten sich zu Tische. Der Tisch war bedeckt mit den kostbarsten Speisen, deren Namen sie nicht einmal kannten. Becher und Teller und alle Eßgeräte waren von Gold und Jaspis, mit Perlen und Edelsteinen geschmückt. Zwei Chöre von Musikantinnen bliesen abwechselnd Flöten und Schalmeien. Sie sangen und tanzten, und es war, als wären sie in den Palast der Mondfee versetzt. Die Regenbogengewänder flatterten, und die Tänzerinnen waren von einer Schönheit, die alles Irdische überstieg.

Als sie einige Runden getrunken hatten, da befahl er den Dienern Betten herbeizubringen, auf denen gestickte seidene Decken ausgebreitet waren. Nachdem sie sich an allem satt gesehen hatten, überreichte ihnen Drachenbart ein Buch und einen Schlüssel.

Dann sprach er: „In diesem Buche sind die Kostbarkeiten und Reichtümer aufgezeichnet, die in meinem Besitze sind. Ich schenke sie euch beiden zur Hochzeit. Ohne Besitz läßt sich nichts Großes unternehmen, und es ist meine Pflicht, daß ich meine Schwester auch ordentlich ausstatte. Ich hatte ursprünglich vor, das Reich der Mitte in die Hand zu nehmen und hier etwas zu machen. Nun ist aber schon ein Herrscher da, was soll ich da weiter an diesem Orte tun? Der Prinz Tang in Taiyüanfu ist ein rechter Held. In ein paar Jahren wird er Ordnung geschaffen haben. Ihr beiden müßt ihm beistehen und werdet es sicher zu hohen Ehren bringen. Du, Schwester, bist nicht nur schön, sondern hast auch den rechten Sinn. Niemand anders als du wäre imstande gewesen, den Wert Li Dsings zu erkennen, und niemand anders als Li Dsing hätte das Glück gehabt, dich zu treffen. Du wirst die Ehren deines Mannes teilen, und dein Name wird in der Geschichte genannt sein. Das alles ist kein Zufall. Die Schätze, die ich euch geschenkt, müßt ihr verwenden, um dem wahren Herrn zu helfen. Laßts euch angelegen sein! In zehn Jahren wird ferne im Südosten sich ein Schein erheben,

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)